Meine Leidenschaft ist das Arbeiten in der Natur. Sicherlich geprägt durch eine Ausbildung, die das Naturstudium als Quelle künstlerischen Schaffens angesehen hat. Aber auch durch alle Wandlungsprozesse hindurch ist mir diese Grundhaltung bedeutungsvoll geblieben.
Das hautnahe visuelle, geistige und mit allen Sinnen vollzogene Erleben meiner Umwelt ist für mich der Anstoß jeglicher künstlerischen Tätigkeit. Die Unmittelbarkeit des Gestaltungsprozesses wird in Hinblick auf Intensität, Zügigkeit und Lebendigkeit geprägt.
Meist muss die Arbeit dann aber auch wie aus einem Guss sitzen und verträgt keine großen Korrekturen mehr. Insofern ist das Aquarell für mich eine bevorzugte Gestaltungsform vor der Natur geworden.
Daneben existiert ein anderes, intensives Arbeiten im Atelier, meist aber nach Naturskizzen. Mit dem Vorteil des mehr bedachten Abwägens und Korrigierens aber auch ohne die Unmittelbarkeit des Erlebnisse.
Meine Kunstauffassung ist für ich die Spanne zwischen Wirklichkeits-Interpretation und der Eigenwirkung der künstlerisch-handwerklichen Mittel. Dafür beschäftige ich mich auch mit experimentellen Techniken und zufallsbedingten Gestaltungsprozessen. Aber meine Hochachtung vor der Erhabenheit der Natur bringt mich immer wieder auf den Boden einer expressiv realistischen Sicht.
Das Erlebnis vor Ort ist auch heute, mit 94 Jahren, immer noch die entscheidende Ausgangsmotivation, nur meine Ausrüstung ist schmaler, leichter geworden: Nicht mehr Staffelei und Acryl- oder Ölfarben, oder der Aquarellkasten mit Zubehör, sondern ein handliches Malbrett und Pastellkreiden für Studien, die mir später Grundlage für das Arbeiten im Atelier sind.
Manfred Prinz, 2024